2021-04-27

Freiheit und Geduld

Gestern hat mich mein Nephrologe darüber informiert, dass meine Nierenwerte sich weiter verschlechtert haben (Kreatinin-Wert 3,5, GFR 14). Deswegen bekomme ich nun einen Dialyse-Shunt. Ich bin noch dabei, diese Entscheidung und alles, was damit zusammenhängt, zu verarbeiten…

Seit zwanzig Jahren schwebt das Wort „Dialyse“ ständig mehr oder weniger präsent über mir. Es war klar, dass die Blutwäsche eine unabwendbare Folge meiner Zystennieren-Erkrankung sein wird. Trotzdem trifft mich die Erkenntnis, dass ich schon sehr bald mein gewohntes Leben nicht mehr haben werde, ziemlich hart.

Gerade jetzt kann ich mir so schwer vorstellen, an eine Maschine gebunden zu sein. Für mehrere Stunden und mehrere Tage in der Woche.

Gerade jetzt, wo ich nach zwei an den Nerven zehrenden Trennungsjahren eine eigene Wohnung schick und neu eingerichtet habe – so, wie ich es mir wünsche. Gerade jetzt, wo ich mich ungeliebten ehelichen Zwängen entzogen habe. Gerade jetzt, wo ich im Job richtig durchstarte und zwar nicht im Reichtum schwelge, aber dennoch ein ansehnliches Auskommen habe, das mir einige „financial crimes“ erlaubt. Gerade jetzt, wo mein Sohn flügge wird und mit seiner Unabhängigkeit mehr und mehr Stefanie zurückkehrt. Gerade jetzt, wo ich das Gefühl habe, nach meiner persönlichen Definition frei zu sein!

Die durchschnittliche Wartezeit für eine Spenderniere beträgt sechs Jahre.

Das bedeutet, dass ich nicht nur einen beträchtlichen Teil meiner so geliebten Freiheit an die Dialyse werde abgeben müssen – dazu kommt, dass ich mich über eine lange Zeit hinweg in Geduld werde üben müssen. Etwas, das ich so gar nicht kann. Bei mir muss immer alles sofort sein.

Ich schätze, es kommen große – sehr große! – Herausforderungen auf mich zu. Ich habe einen Kloß im Hals.

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