2021-02-18

Das Jahr 2000

Im Jahr 2000 gab es eine totale Mondfinsternis. Ich lag auch in Finsternis – dank Narkose. Denn zu diesem Zeitpunkt, als überall auf der Welt Menschen herbeiströmten, um dieses spektakuläre Naturereignis zu betrachten, wurde ich operiert.

Schon Wochen zuvor hatte ich immer wieder Schmerzen, die sich wie übles Seitenstechen anfühlten. Ich war 23 Jahre alt und nach einem kurzen Abstecher an der Universität in heimatliche Gefilde zurückgekehrt, um mit meinem damaligen Freund zusammen zu leben.

Mehrere Arztbesuche brachten nichts außer ein paar Rezepten für Magenmittel. Eines Morgens wachte ich dann mit hohem Fieber und Blut im Urin auf. Der prompte Besuch der Notaufnahme brachte ans Licht, was niemand zuvor gewusst hatte: Die Diagnose Zystennieren.

Im Ultraschall war gut zu erkennen, dass sich in meinen beiden Nieren zahlreiche Zysten befanden. Die Ärzte tippten zunächst auf eine Entzündung – vielleicht eine verschleppte Blasenentzündung – und verabreichten eine Menge Antibiotika. Als das nichts half und ich nach einigen Tagen immer noch mit Fieber im Krankenhaus lag, kam das CT-Gerät zum Einsatz. Es zeigte einen Abszess in einer Nierenzyste.

Man muss sich diese Zysten wie „stehende Gewässer“ vorstellen: Es sind mit Wasser gefüllte Blasen. Dringen Bakterien ein, kann eine Entzündung die Folge sein. In meinem Fall muss die Entzündung in der Zyste bereits weit fortgeschritten gewesen sein.

Die Operation dauerte lange, bescherte mir eine scheußliche Narbe quer über meine linke Seite, fast ein Jahr postoperative Schmerzen und Bewegungseinschränkungen sowie einen totalen Knacks meines Selbstbewusstseins.

Denn während andere junge Frauen ihre Körper im Bikini präsentierten oder Zukunftspläne schmiedeten, sah ich meine vernarbte Seite und fürchtete mich vor der Aussicht auf Dialyse und Nierentransplantation.

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