Die Adventszeit war bisher für mich immer eine sehr schöne Zeit. Eine Zeit, auf die ich mich das ganze Jahr über gefreut habe. Das Rituelle, das diese Zeit so besonders macht – das Plätzchenbacken, der Adventskranz, die Lichter, der Fensterschmuck, das Teetrinken am Nachmittag – hatte jedes Jahr einen ganz festen Platz in meinem Alltag. Dieses Jahr fehlt einfach alles davon.
Während die Balkone, Terrassen und Fenster meiner Nachbarn schon seit Wochen in vorweihnachtlichem Glanz vieler Lichterketten und sonstiger Leuchtmittel erstrahlen, habe ich es gerade mal geschafft, meine Sonnenliege vor dem ersten Schnee in den Keller zu räumen.
Der St.-Martins-Laternenlauf – ansonsten ein bombensicherer Vorbote der Adventszeit – fand dieses Jahr pandemiebedingt ohne Eltern statt. Die Laterne fürs Kind wurde im letzten Moment in einer Kellerecke wiederentdeckt.
Mega motiviert kauften mein Sohn und ich vor ein paar Wochen die letzten vorhandenen Packungen Mandeln, Haselnüsse und die letzte Rolle Backpapier ein (zur Erinnerung: vergangenes Jahr gab es kein Klopapier und keine Hefe). Wir hatten große Backpläne…nun werden die süßen Brownies, die der junge Mann unbedingt wollte, und die obligatorischen Husarenbusserl wohl die einzigen Plätzchen bleiben, die dieses Jahr in meinem Ofen gebacken wurden.
Letztes Jahr übte ich von Oktober an wie eine Besessene Weihnachtslieder auf dem Klavier – das Kind hatte sich das so gewünscht – doch jetzt bleibt das Instrument stumm.
Geschenke wird es erstmals in unserer Familiengeschichte nur fürs Kind bzw. Enkelkind geben. Ich selbst wollte mir einiges gönnen – doch bis jetzt habe ich nichts gekauft.
Meine Mutter liegt im Krankenhaus, ich werde auch an Weihnachten dort hin müssen zur Dialyse.
Nichts fühlt sich weihnachtlich an dieses Jahr. Nichts an den bisher so wunderschönen Vorbereitungen macht Spaß und ich freue mich auch auf nichts.
Am liebsten würde ich diese Zeit dieses Jahr einfach überspringen. Komplett ausblenden und im Januar neu anfangen.
Mich macht das selbst sehr traurig, denn alles, was mit Advent und Weihnachten zu tun hat, hat sich gerade durch das Rituelle seit meiner Kindeheit tief in meinem Leben verankert. Es prägt so sehr. Dennoch fällt es jetzt einfach weg. Die fehlende Zeit ist mit Sicherheit ein Grund dafür. Wann backen? Wann einkaufen? Wann die Wohnung schmücken, geschweige denn selbst Weihnachtsschmuck basteln oder einen Adventskranz? Keine Chance…Man sagt zwar, dass der Advent die Zeit der Besinnung ist, und obwohl ich mit Sicherheit sehr viel nachdenke, drehen sich meine Gedanken nicht um Besinnliches. Ich denke an Krankheit, an Trauer, an Verlust, an Erschöpfung. Das seit Wochen trübe Wetter schlägt auch aufs Gemüt.
Immerhin haben mein Sohn und ich einen Adventskalender. Auch nicht selbst gemacht oder gefüllt, sondern mit ein paar Klicks im Internet bestellt. Er darf immer ein paar Türchen auf einmal aufmachen, denn er ist ja nicht täglich bei mir. Dann isst er alle Schoko-Täfelchen auf einmal auf. Ich dagegen vergesse meist, die Türchen täglich aufzumachen. Dann kann ich nach ein paar Tagen auch mehrere Schokoladen auf einmal essen. Zum Glück lässt sich fast allem etwas Positives abgewinnen…