2021-06-18

Trinken

Von klein auf hörte ich, dass es gut für die Nieren sei, viel zu trinken. Also trank ich. Viel. Jetzt haben wir draußen dreißig Grad und mein Arzt sagt mir: „Reduzieren Sie Ihre Trinkmenge!“

So unsinnig mir das erscheint, es muss sein. Denn das ganze Wasser, das ich trinke, verlässt meinen Körper nicht mehr. Jedenfalls nicht vollständig. Vieles davon setzt sich ab und macht sich in Form von geschwollenen Beinen oder aufgequollenem Gesicht bemerkbar. Das viele Wasser im Körper ist wiederum schlecht für den Blutdruck und der soll ja schließlich auch nicht weiter steigen. Abgesehen davon, dass man sich mit Wasser im Körper einfach fühlt wie ein Schwamm.

Doch von jetzt auf gleich mal den Wasserhaushalt neu zu justieren, ist leichter gesagt als getan. Da stecken jahrelange, mitunter jahrzehntelange Gewohnheiten dahinter.

Der Kaffee am Morgen – bisher zwei Becher, jetzt nur noch einer.

Die 0,3-l-Gläser, die eigentlich immer in einem Zug ausgetrunken wurden – ausgetauscht gegen 0,2-l-Miniaturen, die nicht mehr nach Belieben, sondern nach genauer Berechnung (jede Stunde eines??) gefüllt und Schluck für Schluck geleert werden.

Flüssigkeit ist nichts mehr, was einfach da ist und zu sich genommen wird. Sie entwickelt sich zu etwas Kostbarem, einem Genussmittel – gerade bei den jetzigen Temperaturen, wo ich am liebsten ständig alles trinken möchte, was mir unter die Finger kommt.

Was genau „zu viel“ Flüssigkeit ist, werde ich sicher erst noch herausfinden müssen.

Was ich jetzt schon weiß ist, dass es mir sehr schwer fällt, weniger zu trinken.

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