2021-07-02

The new normal

Heute war ich zum dritten Mal bei der Dialyse. Eigentlich zum zweiten Mal „so richtig“. Denn den ersten Versuch haben meine Venen gleich mal sehr übel genommen. Da war einfach zu viel Druck drauf. Das Ergebnis sieht dann jetzt so aus:

Weil es eben mit zwei Nadeln noch nicht geht, punktieren die Pflegekräfte seit gestern mit einer Nadel. Ganz langsam und vorsichtig, um weder Shunt, noch Venen zu beschädigen. Das funktioniert. Die Entgiftung ist zwar nicht so gut, trotzdem spüre ich schon Veränderungen. Es ist echt krass, wie schnell man merkt, dass es einem besser geht! Seit Wochen hatte ich heute Morgen keinen Durchfall mehr, der Blutdruck ist merklich gesunken und ich fange nicht mehr ständig an zu weinen.

Die Erschöpfung nach der Dialyse ist da, aber am zweiten Tag auch schon weniger geworden. Nach der Sitzung heute bin ich nach Hause gefahren, habe für mich und meinen Sohn schnell gekocht, mich dann ein wenig hingelegt und es anschließend schon geschafft, einkaufen zu gehen und abends einen Spaziergang zu machen. Alles war anstrengend, ganz klar. Aber zum Vergleich: Gestern konnte ich nach der Dialyse für den Rest des Tages rein gar nichts machen.

Die Behandlung an sich ist unspektakulär. Das Schwierigste ist das Anstechen der Vene und – nur für die Pflegekräfte – das An- und Abschließen an die Maschine. Was natürlich äußerst gewöhnungsbedürftig ist, ist das stundenlange Herumliegen. Vier Stunden sind eine lange Zeit – vor allem, wenn man das wie ich gerade täglich machen darf. Ab nächster Woche wird hoffentlich eine Regelmäßigkeit in Bezug auf die Dialysezeiten eintreten. Das wäre im Hinblick auf Kinderbetreuung und Haushalts-, sowie Arbeitsorganisation extrem hilfreich. Heute musste ich meinen Sohn zum Beispiel über Nacht kurzfristig bei seinem Freund unterbringen, denn leider hat man mir im Krankenhaus erst heute Morgen mitgeteilt, dass ich noch einen weiteren Vormittag kommen soll. Nun ja…ein einhalb Jahre Corona haben uns ja bereits alle topfit gemacht in Sachen Flexibilität.

Mein Rücken mag das viele Liegen absolut nicht! Nachts liegt man im Bett, morgens weitere vier Stunden auf dem Dialyse-Bett, nachmittags braucht der Körper wieder Schlaf, um sich von der Dialyse zu erholen…mein innerer Schweinehund ruft jetzt schon: Yoga, Yoga, Yoga!

Eine neue Normalität, wie wir sie mittlerweile alle im Umgang mit Covid haben, wird die Dialyse noch lange nicht sein. Dafür ist sie ein zu großer Eingriff in mein Leben, in gelernte und bisher gelebte Strukturen, in meine Selbstbestimmtheit und Unabhängigkeit. Und es fehlt bislang auch noch die Kombination der Dialyse mit meiner Arbeit. Eine weitere Woche lang bin ich krank gemeldet, um mich eingewöhnen zu können. Dann werden wir sehen, wie sich Arbeit, Haushalt, Kind, Eltern und Freizeit (gibt es die dann noch?) mit dem Dialyse-Rhythmus vereinbaren lassen.

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