2024-07-16

Räumliche Veränderung

Dialyse ist immer gleich? Das stimmt nicht ganz! Manchmal kommt man auch als Dialysepatient in den Genuss von positiven Veränderungen. Gestern durfte ich als „Patientin der ersten Schicht“ den 15-Millionen-Neubau zusammen mit meinen Mitpatienten, dem Pflegeteam, den Ärzten und unserem Klinik-Geschäftsführer in Betrieb nehmen. Es hat alles gut geklappt.

Rosen vom Chef, Klinik-Geschäftsführer Dr. Dennis Göbel, als Begrüßung am ersten Tag in der neuen Dialyse

Seit den 80er-Jahren war die Dialyse des Klinikums Heidenheim in einem Bungalow auf dem Schlossberg untergebracht. Das Gebäude war zuletzt stark renovierungsbedürftig und erfüllte kaum noch Ansprüche an eine moderne Patientenversorgung. Es war eng, wir hatten nur eine Toilette, im Sommer war es viel zu heiß, im Winter zog es durch alle Ecken, bei Regen gab es undichte Stellen im Dach. Wahrlich weder angenehm für die Patienten, noch für die Menschen, die dort arbeiten mussten! Vom optischen Erscheinungsbild ganz zu schweigen.

Jetzt sind wir umgezogen. Der Neubau steht direkt neben dem alten Dialysegebäude. Zwei Jahre lang konnte ich von meiner ehemaligen Liege aus beobachten, wie das Gebäude in die Höhe wuchs.

Im Fach Nummer 9 habe ich meine Sachen (Decke, Schlafmaske, Pulli).

Das neue Gebäude gefällt mir gut. Bisher war die Dialyse auf Mykonos die schönste von allen – die Heidenheimer Dialyse kann nun gut mithalten. Einzig der Meerblick fehlt! Es gibt drei große Räume mit zweimal fünf Liegenplätzen und einmal sechs Liegenplätzen. Dazu vier Einzel-„Logen“ für Patienten, die isoliert werden müssen. Ich liege in dem 6er-Raum in der Mitte. Es gibt genügend Platz, damit sich die Beistelltische der Liegennachbarn beim Frühstück nicht mehr ineinander verhaken. Die Decken sind hoch, alles ist weiß, hell und freundlich. Riesige Fensterfronten erlauben einen schönen Ausblick. Zwischen den einzelnen Räumen gibt es ebenfalls Fenster, sodass man in den Nebenraum gucken kann.

Noch sieht man die alte Dialyse, wenn man aus dem Fenster schaut. Das Gebäude soll bald abgerissen werden, um einem neuen Wohnhaus zu weichen.

Alles neu, alles schön? Es gibt leider einige Mitpatienten, die das anders sehen. Mit Kritik ist der Schwabe an sich ja eh nicht geizig, was da aber am ersten Tag kritisiert wurde, darüber kann ich nur den Kopf schütteln. Spielt es eine Rolle, dass es keine Wanduhr mehr gibt, sondern die Uhrzeit an einer digitalen Anzeige an der Wand abgelesen werden muss? Ändert es etwas an meiner Behandlung, wenn ich nun mit anderen Personen in einem Raum liege als zuvor? Ist es schlimm, dass am allerersten Tag, in der allerersten Schicht, die Klimaanlage noch nicht 100-prozentig ideal eingestellt ist? Geht mir etwas ab, weil es keine TV-Berieselung aus uralten Monitoren für alle, sondern „nur“ noch Tablets für diejenigen gibt, die unbedingt morgens „Rote Rosen“ gucken wollen? Liebe Leute…wir Dialysepatienten leben dank der Maschinen. Dank der Betreuung unserer Pflegekräfte und Ärzte. Dass wir in einem solchen Gebäude, mit modernster Ausstattung, jeden zweiten Tag wieder aufgepäppelt werden, um weiterleben zu können, ist keinesfalls selbstverständlich!

Ich bin sehr dankbar und glücklich. Es ist eine völlig andere Atmosphäre in dieser neuen Dialyse. Am meisten freue ich mich über den gewonnenen Platz. Denn ein bisschen Privatsphäre möchte ich schon haben, erst recht, wenn ich jeden zweiten Tag mit denselben Menschen in einem Raum bin. Gegen die „Bruddler“ hilft die Arbeit – und falls nötig der Kopfhörer auf den Ohren.

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