Nach einer Nacht, in der sich erotische Träume mit Gruselträumen abgewechselt haben, mir penetrant der Geruch von Käsefüßen in der Nase lag (obwohl sich im Bett beziehungsweise Schlafzimmer absolut nichts Käsefüßiges befand) und ich mit keinem einzigen nicht schmerzenden Gelenk aufgewacht bin, wird es Zeit, über ein Thema zu schreiben, das einzig und allein Frauen betrifft: Die Wechseljahre.
Nicht zu leugnen ist, dass mein Körper sich aktuell auf eine neue Ära einstellt – die der alten oder zumindest alternden Frau. Frauenärztinnen würden wissend mit dem Kopf nicken und bestätigen, dass mit 47 Jahren durchaus die sogenannte perimenopausale Phase begonnen hat. Vermutlich könnten sie nicht hundertprozentig bestätigen, dass bei Zystennierenpatientinnen diese Phase eventuell früher eintritt oder stärker wahrgenommen wird, was die Symptome angeht. Ganz verneinen würden sie es vermutlich aber auch nicht.
Mein Körper verändert sich, mein „Wesen“ – wenn man so will – auch. Im Juni letztes Jahr wurde mir die linke Niere entfernt. Damals war ich fast enttäuscht, dass die Niere „nur“ knapp drei Kilo wog und somit mein Gesamtgewicht auch „nur“ um drei Kilo nach unten ging, auf damals 73 Kilo. Ich fand das viel zu viel, waren es doch vor Beginn der Dialyse dank diverser sportlicher Aktivitäten und viel gesunder Ernährung mit beiden Zystennieren gerade mal 67 Kilogramm gewesen. Jetzt wiege ich aktuell 83 Kilo. Ein Moppel, wie er im Buche steht. Man kann sagen, dass ich seit der OP jeden Monat ein Kilo zugelegt habe. Klar, eine Ernährung, die inzwischen fast ausschließlich aus Kohlenhydraten besteht und ein dank Zeitmangel und diverser Dauerwehwehchen nicht vorhandenes Sportprogramm hinterlassen auch ihre Spuren. Aber ich bin eben auch keine 30 mehr.
Meine Gelenke leiden unter Arthrose. Meine Stimmung schwankt enorm. Oft wechsele ich innerhalb weniger Stunden zwischen himmelhochjauchzend und zu Tode betrübt. Nicht erst einmal kam es vor, dass ich urplötzlich in Tränen ausgebrochen bin wegen eines Liebeslieds im Radio oder einer erschütternden Nachricht aus den Weiten unserer Welt. Schlafstörungen bin ich seit der Pubertät gewohnt – dass jetzt unangenehme Gerüche dazukommen oder die ersten Hitzeattacken mitten in der Nacht, ist jedoch neu. Die Periode kommt – oder auch nicht.
Ich fühle mich superstark und kindlich-schwach gleichermaßen. Ich sehe meinen Sohn und denke: Na toll! Er am Beginn der Pubertät, ich am Beginn der Wechseljahre. Das kann ja heiter werden! Ich sehe meine Eltern und denke: Sie brauchen dich jetzt – jammer‘ nicht ‚rum!
Und stimmt: Da sind ja immer auch noch die Zystennieren und die Dialyse! Sozusagen on top zu den ungefähr 50 gefühlt verschiedenen Symptomen, die die Perimenopause bei mir so mit sich bringt (noch ein paar Beispiel? Juckreiz am ganzen Körper, totale Erschöpfung, depressive Verstimmung, Wut, Verpeiltheit, Katzenwahn…).
Es ist sicher gut zu wissen, was gerade mit mir geschieht. Dieser Phase genauso offen zu begegnen wie der Krankheit oder allen anderen, oft weniger positiven Umständen im Leben. Annehmen, wie es ist. Wie gut das gelingt, das kann ich nicht vorhersagen.
Das Foto hat übrigens die KI generiert. Es zeigt mich im Alter von 47 Jahren, also jetzt, und im Alter von 60 Jahren.