Wer Angst vor Nadelstichen hat, wird diese als Dialysepatient sehr schnell ablegen – ablegen müssen. Denn ohne Nadeln geht es nicht.
Der Dialyseshunt nützt nur dann etwas, wenn Vene und Arterie, die zuvor chirurgisch kurzgeschlossen wurden, auch anschließend punktiert werden können. Das Blut muss ja schließlich aus den Gefäßen irgendwie in die Maschine und von dort gereinigt wieder zurück in den Körper kommen.
Man „zapft“ den Patienten also mit Schläuchen an. Diese (offiziell heißen sie Kanülen) stecken mit den oben erwähnten Nadeln bis zum Anschlag in Vene und Arterie. Damit die Dinger nicht rausrutschen – ein Massaker mit tödlicher Gefahr für das Leben könnte die Folge sein – befestigt man alles mit Pflastern. Das sieht dann so aus:

Für eine effiziente Dialyse müssen pro Minute 200-300 ml Blut durch die Gefäße fließen. Zum Vergleich: Das ist die Menge, die in ein normal großes Trinkglas passt. Pro Minute. Das wiederum bedeutet, dass da ganz schöne Oschis dranhängen müssen, um das Blut abzapfen zu können. Und weil Blut zudem dickflüssiger ist als Wasser, braucht es demnach dickere Nadeln.
Es gibt nichts zu beschönigen: Es tut anfangs richtig, richtig weh! Doch mit der Zeit, wenn die Gefäße sich anpassen und ausbilden („der Shunt reift“ und man kann die dicker werdenden Gefäße unter der Haut spüren und definitiv auch sehen), spürt man nur noch ein leichtes Piksen – sofern die Pflegekräfte richtig und gut punktieren.
Es ist mein großes Ziel, mich irgendwann selbst punktieren zu können. Das geht! Es gibt einige Patienten, die das selbst machen. Warum? Weil ich selbst ein besseres Gefühl für meinen Körper habe als alle Pflegekräfte zusammen. Weil ich dadurch unabhängiger bin und selbstbestimmter. Es ist mir egal, dass mich Kolleginnen schon jetzt als „Metzger“ bezeichnen, weil ich erwähnt habe, dass ich das tun will. Es ist mein Körper, immer noch, trotz der Maschine, die ihn am Leben erhält.
Doch leichter gesagt, als getan! Im Moment schaffe ich es immerhin, manchen Pflegekräften beim Punktieren der Arterie zuzusehen, ohne dass mir gleich schlecht wird. Da geht die Nadel schon rein wie in Butter. Beim Punktieren der Vene schaue ich noch weg. Zum Selber-Machen ist es also noch ein langer Weg. Aber ich habe ja Zeit.

Und weil ich ja mittlerweile fast jeder Situation etwas Positives abgewinnen kann: Eine mickrige Impfnadel lässt mich nur noch müde lächeln…