Früher – in Prä-Covid-Zeiten – war Quarantäne etwas, das höchstens irgendwelche seltenen Tiere betroffen hat, die quer über Kontinente transportiert wurden. Heute ist Quarantäne allgegenwärtig. Niemand sagt mehr: „Ich bin im Urlaub“. Alle sagen: „Ich bin in Quarantäne.“
Bisher bin ich davon verschont geblieben. Doch gelitten habe ich unter der Quarantäne meines Sohnes. Die letzten beiden Wochen hat er deswegen bei seinem Vater verbracht. Seine Corona-Infektion verlief nicht weiter tragisch: Zwei Tage Fieber, ein bisschen Husten, das war’s. Doch was zwei Wochen Eingesperrtsein für einen Neunjährigen bedeuten, habe ich gestern bei unserem sehnlichst erwarteten Wiedersehen gemerkt. Da kam ein zappelndes, hüpfendes Kind von der Schule zurück, das sich tatsächlich auf eine Mathe-Arbeit gefreut hatte. Ein Kind, das es kaum erwarten konnte, seinen Freund zu besuchen. Ein Kind, das abends freiwillig aufs Fernsehen verzichtete, um mir tausend Dinge zu erzählen. Und ein Kind, das unübersehbar glücklich war, wieder bei seiner Mutter zu sein. Auch wenn er behauptete, er hätte die Katze mehr vermisst als mich.
Es gab schon öfters Zeiten, in denen ich nicht bei meinem Sohn war. Ich bin gerne und immer problemlos alleine unterwegs gewesen, im Urlaub oder auf Geschäftsreise. Der Papa hat eine genauso wichtige Rolle im Elternsein wie ich. Die Quarantäne haben deshalb beide gut gemeistert. Trotzdem ist und bleibt sie eine erzwungene Pause vom Alltäglichen, die vieles durcheinanderbringt und erschwert. Ausnahmslos jeder ist froh, wenn sie überstanden ist.
So sehr ich mich gefreut habe, meinen Sohn gestern wiederzusehen: Ich war genauso froh darüber, dass er während seines Papa-Wochenendes an Corona erkrankt ist und deshalb die Quarantäne dort verbracht hat. Mich bei meinem Kind anzustecken ist für mich eine große Sorge. Ja, ich bin dreifach geimpft und ich halte mich an die meisten Hygiene- und Abstandsregeln. Trotzdem sehe ich ja täglich bei vielen Menschen aus meinem Kollegen- und Bekanntenkreis, wie das Virus aktuell grassiert. Ich denke zwar schon, dass ich selbst als Nierenkranke durch die Impfungen vor einem schlimmen Verlauf geschützt wäre, ich möchte trotzdem weder Covid bekommen, noch während der Dialyse oder sonstwie in Isolation.
Was bei allem Drama um Corona oft vergessen wird: Es gibt auch noch andere Krankheiten. Seit drei Tagen bin ich sowas von erkältet. Eine ganz simple Rotznasen-Halsweh-Gliederschmerzen-Erkältung. Ergebnis einer frohgemuten Walkingrunde bei frühlingshaften Temperaturen – und eisigem, märztypischen Ostwind. Die selben Symptome, doch ein klarer Vorteil: Keine Quarantäne nötig! Nur Berge von Taschentüchern!
Mein Kind ist genesen, ich werde es vermutlich Anfang der kommenden Woche auch wieder sein. Der Alltag wird wieder einkehren – bis zur nächsten Infektion und/oder Quarantäne.