2021-04-05

No sex, no drugs, no rock ’n‘ roll

Was macht die menschliche Psyche in Krisenzeiten? Sie versucht, Probleme zu kompensieren oder zumindest zu prokrastinieren. Wie? Mit Sex, Drogen und Rock ‚N‘ Roll. Sprich: Mit allem, was positive Emotionen verstärkt und die negativen eher unterdrückt. Hat lange Jahre meist gut funktioniert.

Jetzt ist das alles kein Thema mehr. Rauchen? Schon lange aufgehört (und nichts vermisst). Ist immer schädlich, egal ob nierenkrank oder nicht. Trinken? Ja, manchmal wäre mir schon danach. Sich einen andudeln, in Selbstmitleid versinken, albern sein, was-auch-immer. Mein letztes Erlebnis mit Alkohol hat mich jedoch gelehrt, damit auch eher zurückhaltend umzugehen: Im super-noblen 5-Sterne-Schuppen wollte ich mir ein Glas sündhaft teuren Lagrein gönnen. Zum Dinner, ganz gepflegt. Die ganze Nacht lang war mir übel. Seitdem – kein Tropfen mehr. Sogar der Piccolo von Silvester steht noch unangerührt im Kühlschrank. Alles rauslassen beim Tanzen geht auch nicht mehr. Zu schnell aus der Puste und dank der Monsternieren immer Beschwerden oder gar Schmerzen bei Bewegungen.

Und Sex? Das bringt gleich mehrere Probleme mit sich. Corona macht es Singles schwer, überhaupt mal jemanden zu daten. Sollte man doch erfolgreich jemanden getroffen haben, traut man sich aus Angst vor Ansteckung nicht, sich körperlich zu nähern. Dazu kommt bei mir noch, dass ich in meiner jetzigen Verfassung (also mit den Gedanken ständig bei den bevorstehenden Untersuchungen und Veränderungen) mental kaum in der Lage bin, mich auf irgendjemanden einzulassen. Außerdem neige ich zu frauentypischen Blasenentzündungen – die ich wegen der Gefahr einer weiteren Schwächung der Nieren um jeden Preis vermeiden will. Es ist also nicht die richtige Zeit für Romanzen.

Wenn mal wieder so ein Tag ist, an dem einfach alles nur frustrierend erscheint und alle bisherigen Problembewältigungsmechanismen (siehe oben) versagen oder verwehrt bleiben – was dann?

Dann gibt es trotzdem noch Dinge, die mir dabei helfen, mit den großen Belastungen besser umzugehen. Ich habe die Musik wiederentdeckt. Lange Zeit blieb die Anlage stumm, auch das Klavier diente eher als Ablage denn als Instrument. Musik ist so vielfältig wie unsere Gefühle. Es gibt immer einen Song, der gerade haargenau „passt“. Bewegung hilft auch. Ich liebe meine langen Spaziergänge und Yoga. Es ist zwar oft so, dass ich dafür meinen inneren Schweinehund mühsam überwinden muss (es wäre so viel leichter, den Piccolo zu öffnen, als sich anzuziehen und im immer noch kalten April rauszugehen), aber es lohnt sich immer.

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