3:50 Uhr. Um diese Zeit bin ich heute aufgestanden, um mir einen Kaffee zu machen. Nicht wirklich ungewöhnlich, denn seit ich mit der Dialyse begonnen habe, ist mein Tag-Nacht-Rhythmus öfters mal gestört. Ob und wie sehr der Rhythmus gestört ist, hängt ganz viel davon ab, wie gut ich es schaffe, das immer vorhandene Schlafbedürfnis in seine Grenzen zu zwängen. Urlaub bedeutet, während der Dialyse dösen zu können. Doch das wiederum bedeutet zusätzliche Ruhe, die der Körper eigentlich in dieser Form (und noch dazu an Vormittagen!) nicht braucht. Ein Nickerchen am Nachmittag nach der Dialyse muss sein, aber es darf nie ausufern, denn auch das reduziert den so wichtigen Nachtschlaf.
Ich bin ein absoluter Frühaufsteher und ich brauche verhältnismäßig viel Schlaf. Menschen, die länger als bis 22 Uhr auf den Beinen sind, sind mir suspekt. Wer sich mit mir treffen will, braucht abends eigentlich gar nichts auszumachen. Selbst zu wildesten Teenie-Zeiten war ich eine der wenigen, die sich nie damit anfreunden konnte, dass sich Bars und Diskotheken erst ab Mitternacht füllten. Als mein Sohn geboren wurde, legte ich einen rigorosen Tages- und Nachtablauf für die Familie fest, der sich an den Bedürfnissen des Kindes orientierte. Wie sich später herausstellte, war das eine gute Idee, denn Rhythmus ist das halbe Leben.
Tatsächlich hat die Urlaubszeit meinen Bio-Rhythmus in den letzten zwei Wochen ganz schön durcheinander gebracht. Denn ich habe während der Dialyse nicht gearbeitet, sondern vor mich hin gedöst – wie so viele andere Patienten auch. Die Ruhephase zwei, drei Stunden nach der Dialyse braucht der Körper so oder so. Die tägliche Arbeit an den Nicht-Dialysetagen fehlte auch. Und schwupps, war es natürlich zu viel des Ruhens und Schlafens und Nichtstuns und der Körper entscheidet sich dann eben nachts, nicht mehr weiterschlafen zu wollen oder zu können. Leider wird so der Zweck eines Urlaubs ad absurdum geführt: nämlich, Erholung zu schaffen.
Zum Glück – man muss es wirklich so sagen – kann ich ab morgen wieder während der Dialyse arbeiten, die Zeit so sinnvoll nutzen und meinem gewohnten Rhythmus etwas entgegenkommen. Denn früh aufstehen muss ja nicht unbedingt 3:50 Uhr bedeuten…